Service Learning (Lernen durch Engagement) ist ein innovatives, kompetenzorientiertes Lehr-Lern-Format für Hochschulen, bei dem Studierende mit der Unterstützung von Kooperationspartnern lernen, aktiv Verantwortung zu übernehmen. In den Praxisprojekten, die im Rahmen der Lehrveranstaltungen umgesetzt werden und in den umgesetzten Projekten, die in die Hochschule oder das weitere Umfeld wie etwa die Kommune wirken, wird das Potential studentischer Beteiligung und der Lebenswelt Hochschule genutzt und mit Projektpartnern verwirklicht.
Zwischenverpflegung an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg
Als Kooperationspartner begleitete das Projekt NEiS bereits verschiedene Service Learning-Seminare , zuletzt im Sommersemester 2022 an der Universität Köln und im Wintersemester 2022/23 an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Hier wurde von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften in deren Praxisprojekt in Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk Bonn ein Fragebogen entwickelt, der das Potential einer nachhaltigeren Zwischenverpflegung in der Mensa und der Cafeteria ermitteln sollte. Die Umfrage richtete sich an die Studierendenschaft und alle Mitarbeitenden, um herauszufinden, ob und welcher Bedarf einer nachhaltigen, gesunden Zwischenverpflegung gegeben ist.
Außenbegrünungs- und Campusgärten- Projekte
In Köln beschäftigten sich Studierende des Service Learning-Seminars „Grün, grün, grün blüht meine Mensa“ mit der Gestaltung einer Außenbegrünung am Mensastandort Zülpicher Straße. Im Seminar entstanden Hochbeete, sogenannte „no-dig-Beete“ und ein bereits vorhandenes Steinbeet vor der Mensa wurde neu bepflanzt. Ein weiteres Seminar im Sommersemester 2023 ist geplant. Hier soll eine Beschriftung entwickelt werden, die Informationen über die Pflanzen und ihren jeweiligen ökologischen Wert sowie Informationen zu nachhaltiger Ernährung geben. Außerdem soll ein Blühstreifen entstehen.
Bepflanztes Steinbeet vor der Mensa Zülpicher Straße (Bild: Universität zu Köln/Seminargruppe)
Auch an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg begleitete NEiS die Entstehung und Entwicklung eines Campusgartens. Gestartet als interdisziplinäres Projekt, bei dem Studierende der Wirtschaftswissenschaften, der Nachhaltigen Sozialpolitik und der Elektrotechnik/Maschinenbau zusammenarbeiteten, wurden drei Hochbeete, ein Steinbeet mit Kräutern, sowie ein Blühstreifen angelegt, der die Biodiversität im Garten fördern soll.
In Folgeseminaren entwickelten Studierende Informationsmaterialien, die botanische Eigenschaften sowie Ansprüche an Standort und Pflege beim Anbau sowie Nachhaltigkeitsaspekte verschiedener Obst- und Gemüsesorten, die aktuell oder in Zukunft im Garten angepflanzt wurden, beleuchteten. Daraus entstand ein „digitaler Garten“, zu dem alle Hochschulmitarbeitenden und Studierenden über die hochschulinterne Lernplattform Zugang haben. Die Verbraucherzentrale lieferte in den Seminaren die Grundlagen und Zusammenhänge der nachhaltigen Ernährung „vom Feld bis auf den Teller“ und gab einen Überblick zur methodischen Gestaltung von Lernmaterialien. Unterstützt wurden die Studierenden dabei außerdem von Acker e.V. Im Sommersemester 2023 beschäftigte sich eine Studierendengruppe erneut mit der Weiterentwicklung des Gartens, woraus ein Insektenturm sowie „Lerninseln“ im Innenhof der Hochschule gebaut wurden, die den Garten als Lern- und Lehrort erweitern sollen.
Organisiert wird der Garten durch eine Gartengruppe, die sich aus gartenfreudigen Mitarbeitenden und Studierenden zusammensetzt und regelmäßige Gartentreffen organisiert.
Bepflanztes Hochbeet an der H-BRS (Bild: Verbraucherzentrale NRW)
An der Universität Bonn begleitete NEiS ebenfalls die Entstehung eines Campusgartens, der im Sommersemester 2022 unter der Leitung von Acker e.V. (Projekt CampusAckerdemie) an der Fachdidaktik Biologie aufgebaut wurde. Ziel der „CampusAckerdemie“ von Acker e.V. ist es, das Thema Gartenbau in der Lehramtsausbildung zu integrieren, sodass die Studierenden als Multiplikator:innen die Schulgärten an ihren zukünftigen Arbeitsplätzen umsetzen können. NEiS unterstützte auch hier mit fachlichem Input zum Thema nachhaltiger Ernährung und bei der Organisation einer Abschlussveranstaltung mit externem Input zum Thema Weiterverwendung bzw. Fermentation der Ernte.
Campusacker der Universität Bonn (Bild: Universität Bonn/Barbara Fromman)
Videoproduktionen
Weiteres Beispiel für ein Service Learning Projekt war die Videoproduktion von Erklärfilmen zum Thema „Nachhaltige Ernährung“ am Institut für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft an der Universität Bonn. Neben NEiS war auch Slow Food Deutschland e.V. Kooperationspartner und „Auftraggeber“ im Projekt. Ziel der Videos sollte sein, eine insgesamt positive, motivierende und aktivierende Vision unserer Ernährung der Zukunft zu bieten, die Genuss und Freude am Essen verspricht. Dabei sollten konkrete Personen und Umsetzungsbeispiele Ideen greifbar machen und Lösungsansätze aufzeigen. Die zwei Studierendengruppen entwickelten jeweils ein Filmkonzept – eines zum Thema „Food Waste“ und eines zum Thema „Gesunde Ernährung für mich und den Planeten“. Die Filmergebnisse sind hier zu sehen.
Befragungen zum Fleischkonsum
Ebenfalls im Sommersemester 2022 beschäftigte sich eine Studierendengruppe im Seminar „Extended Methods of Empirical Research – Qualitative Methods“ am Institute for Food and Resource economics der Universität Bonn mit der Frage nach dem Fleischkonsum in Bonns Mensen. In qualitativen Befragungen wurden Mensabesucher:innen zu deren Fleischkonsum, Wünschen und Einstellungen hinsichtlich einer fleischärmeren Mensaverpflegung befragt. Das Seminar wurde vom Studierendenwerk und der Verbraucherzentrale NRW fachlich begleitet.
Wiederverwertung von Kaffeesatz des Studierendenwerks Bonn
Im Rahmen des Service Learning-Seminars „Agrar- und Ernährungsforschung“ wurde im Sommersemester 2021 von vier Studierenden der Universität Bonn ein nachhaltiger Grillanzünder aus dem Kaffeesatz des Studierendenwerks entwickelt. Mit dem Projekt „Das interessiert uns die Bohne! - Nutzungsmöglichkeiten von Kaffeesatz an der Universität Bonn“ wollten die Studierenden herausfinden, wie die große jährlich anfallende Menge Kaffeesatz als Ressource nachhaltig weiter genutzt werden können. In diesem Zuge ist das Konzept des nachhaltigen Grillanzünders anstanden, welcher auf Basis von Kaffeesatz und Biomasse entwickelt wurde. Das Service Learning-Seminar ist unter der Leitung von Dr. Thorsten Kraska von der landwirtschaftlichen Fakultät sowie in Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW entstanden.